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Nachbarschaftshilfen, Handwerker­dienstleistungen oder Lebensmittel­lieferungen – für welchen Service wünschen sich Mieter und Eigentümer eine App? Aareon ist der Frage in einer internatio­nalen Studie nachgegangen – und hat dabei spannende Erkenntnisse gewonnen.

Wer eine Mitteilung an Freunde senden möchte, macht das per Smartphone. Wer den Weg zum Bahnhof sucht, schaut in sein Smartphone. Wetter­prognosen abrufen, Einkäufe erledigen, im Internet surfen, dringende Notizen festhalten, Welt­nach­richt­en checken, Videos ansehen, Aktienkurse verfolgen, Buszeiten prüfen, Termine im Kalender notieren, Abend­essen be­stel­len, Fotos auf­nehmen, Musik hören, Fitnesswerte in die persönliche Erfolgsstatistik eintragen – all das und noch viel mehr läuft heute über Smartphones.

 Mehr zur franzö­sischen Mieter-App lesen Sie in
„Smart Service“

Wollen Wohnungsunternehmen gut, schnell und zeit­gemäß mit ihren Kunden kommunizieren, kommen sie an den kleinen Geräten und ent­sprech­enden Anwend­ungen kaum vorbei. Aareon hat bereits eine Mieter-App entwickelt, die vor allem durch Self­services die Kommunikat­ion zwischen Mieter und Ver­mieter moderner und effizienter gestal­tet und beispiels­weise in Frank­reich schon etabliert ist.

In Deutschland pilotierte sie 2017. Sie könnte als Basis für zahlreiche Erweiterungen dienen. Der erste Schritt in diese Richt­ung ist, eine Art ganz­heitliche Zukunfts­vision für den Um­gang mit den Mietern zu entwerfen. Dafür sind verschiedene Bezie­hungen zu be­denken – zunächst die zu den Ver­mietern, im Fol­genden jedoch auch zu Dienst­leistern sowie von Mieter zu Mieter.

Welche zusätzlichen Anwendungen könnten denn nun tatsächlich Lücken in diesem Beziehungs­geflecht füllen? Um das heraus­zufin­den, hat Aareon 1.900 Mieter und Eigen­tümer in den Kern­märkten Deutsch­land, Frank­reich, Groß­britannien, Schwe­den und den Nieder­landen zu ihrer App-Nutzung und ihren Bedürf­nis­sen befragt – und interessan­te Erkennt­nisse gewonnen.

81%
der deutschen Internetnutzer
haben im Jahr 2017 auch mobiles Internet verwendet. Dieser Wert ist in nur vier Jahren um 30 Prozent gestiegen. Unter den 16- bis 24-Jährigen surften sogar 96 Prozent mobil und unter den 25- bis 44-Jährigen 94 Prozent. Für die Studie hat das Statistische Bundesamt in 12.000 Haushalten sämtliche Mitglieder im Alter von zehn bis 65 Jahren und älter befragt.
Quelle: Wirtschaftsrechnungen, Fachserie 15, Reihe 4, IKT 2017

Ländermärkte sind sehr unterschiedlich
„Wie bei einer Studie im Wohnumfeld zu erwarten war, sind Infrastrukturthemen wie Hand­werk­erdienst­leist­ungen, Energie­ver­sorgung oder Essens­liefer­ungen länderübergreifend sehr wichtig“, berichtet Arash Houshmand, Bereichsleiter Plattform Wohnen bei Aareon. „Spannend wird es, wenn man eine Stufe tiefer geht. Wenn man beispielsweise die Unterschiede zwischen Mietern und Eigentümern analysiert oder zwischen Befragten, die demnächst umziehen, und jenen, die schon lange in ihrer Wohnung sind. Dann erkennt man große Unterschiede, auch im Vergleich der Länder.“ Einige dieser Erkennt­nis­se haben den Fach­mann durch­aus überrascht: „Dass es Unter­schiede im Bedarf von wohnungs­nahen Dienst­leist­ung­en zwischen Mietern und Eigen­tümern gibt, kann man sich gut vor­stellen. Dass die Unter­schiede aber auch bei Car­sharing und Fahrrad­vermiet­ung groß sind, hätte ich nicht erwartet.“

Arash Houshmand ist bei Aareon seit kurzem als Bereichsleiter für die Plattform Wohnen tätig. Der Start-up-Experte hat selbst Erfahrungen als Gründer und Geschäftsführer und übersetzt für die Wohnungswirtschaft nun innovative Start-up-Ideen.
Foto: Aareon AG, Mainz

Nachdem Aareon durch die Studie einen guten Über­blick über die Bedürfnisse und Herausforderungen in den einzelnen Ländermärkten gewonnen hat, geht es nun um Potenzial­abschätz­ung­en und Prioritäten­setzung. Eine solche Priorität sind in jedem Falle Hand­werker­dienst­leistung­en, die in allen Ländern stark nachgefragt wurden, ganz besonders in Deutschland. „Dieses Thema werden wir wohl zuerst angehen“, sagt Houshmand. Derzeit laufen bereits die Vorbereitungen für die ersten neuen Entwicklungen. Auch wenn die Experten dafür einen internationalen Blick haben, so ist doch klar: Die Märkte sind sehr spezifisch, neue Lösung­en können daher nicht eins zu eins über­tragen, sondern müssen auf den Markt hin entwickelt werden.

Gefragte Services –
Ergebnisse der internationalen Studie

Versorgungsdienstleister

Informationen rund um Versorgungsdienstleister, besonders für Internet-Provider, sind in allen Ländern gefragt. Das gilt für Eigentümer etwas mehr als für Mieter und generell für Befragte, die gerade umgezogen sind. Vor allem Briten und Niederländer wünschen sich zudem auch Angebote zu Energie, Mobilfunk und Versicherungen.

Handwerkerservice

Für Eigentümer hat dieses Thema durchweg große Relevanz, was noch verstärkt wird durch den Kontext eines Umzugs. Das gilt besonders für die deutschen Studienteilnehmer, aber auch für Niederländer, Briten und Schweden. Bei den befragten Franzosen ist das Interesse ebenfalls groß, der Lebenszyklus spielt hier jedoch keine so große Rolle.

Ambulante Pflegedienste

Hilfe beim Thema Pflege ist ein recht großes Thema für den französischen und den schwedischen Markt, für Deutsche steht es nicht im Fokus. Prinzipiell gilt hier, dass das Interesse vor allem in größeren Familien besteht, wenn noch ein Elternteil mit im Haushalt lebt und das Haushaltseinkommen hoch ist.

Lebensmittellieferungen

Keine Nation interessiert sich auch nur annähernd so stark für Essenslieferungen wie die Franzosen, obwohl diese Dienstleistung auch bei Schweden und Niederländern auf Platz eins steht. Generell gilt, dass vor allem Befragten, die kürzlich umgezogen sind, sowie Einwohnern in Großstädten eine entsprechende App wichtig ist.

Haushaltshilfe

Haushaltsnahe Dienstleistungen sind prinzipiell für Eigentümer relevanter als für Mieter – Ausnahme: die Niederlande. Hier zeigen besonders Mieter, die gerade erst in eine neue Wohnung gezogen sind, Interesse. Wie bei vielen anderen kommerziellen Dienstleistungen auch, spielt die Höhe des Einkommens bei Haushaltshilfen eine Rolle.

Nachbarschaftshilfen

Generell gilt, dass sich für Nachbarschaftshilfen vor allem jüngere Befragte und Familien mit Kindern interessieren und dass das Haushaltseinkommen hier keine Rolle spielt. Deutschen, Briten, Niederländern und Schweden ist das Thema Annahme von Lieferungen besonders wichtig. Franzosen legen mehr Wert auf das gegenseitige Ausleihen von Geräten.

 Mehr Informationen zur internationalen Studie finden Sie im Artikel
„Ideen für App-basierte Angebote“

Der Digitalisierungsdruck wächst
Houshmand zufolge gilt es, schnell zu handeln. Denn eine gewisse Erwartungshaltung sieht er durchaus aufseiten von Eigentümern und Mietern. Schließlich erfasst die Digi­talisier­ung immer mehr Lebens­bereiche – die Verbrauch­er von heute sind an Service in Echtzeit gewöhnt. Diesen ermöglichen digitale Kanäle wie Apps beziehungs­weise die dahinter­liegende Automatisierung von Prozessen. In der Wohnungswirtschaft jedoch besteht noch deutlich Potenzial, Prozesse durch digitale Lösungen zu verbessern und gleichzeitig auch neue Services anzubieten.

„Ich sage es mal so: Eine Airline, die keine Online­buchung anbietet, wird deut­lich weniger Tickets ver­kaufen. In der Wohnungs­wirtschaft ist der Digi­tal­isierungs­druck ein anderer“, erklärt Houshmand. „Ein Mieter wechselt ja nicht umgehend die Wohnung, weil der Ver­mieter digi­tal nicht prä­sent ist. Aber man muss den Kon­text sehen: Wenn ein Unternehmen dank digitalisierter Prozesse effizienter, schneller und kosten­ünstiger arbeitet und damit vielleicht auch niedrigere Mie­ten verlangt, dann ist das ein klarer Wett­bewerbs­vor­teil.“

Das wünschen sich
die Befragten zum Thema App


„Eine App, die gebündelt alle Arten von Dienst­leistungen anbietet, ohne dass man diese lang­frist­ig buchen muss.“
Schweden – Frau, 54 Jahre, Eigentümerin
„Ich würde Apps für Trans­port und Essens­lieferungen bevorzu­gen. Und ich fände einen Ser­vice gut, über den man Rabatte für ver­schieden­ste Din­ge generieren kann, wenn man in bestimm­ten Geschäf­ten einkauft. Außer­dem wäre es schön, Ter­mine beim Friseur, Arzt und so weiter über eine App ver­ein­baren zu können.“
Schweden – Frau, 24 Jahre, Mieterin
„Eine Anwendung, mit der man die Qualität von Luft oder Nahrungsmitteln sowie den Zustand der Umwelt feststellen kann.“
Frankreich – Mann, 51 Jahre, Mieter
„Ich fände es gut, per App administrative Dokumente zu erhalten, Arzttermine zu vereinbaren oder Tutorials von Fachleuten zu bekommen, etwa über Geräte­reparaturen, Garten­pflege oder Malerei.“
Frankreich – Frau, 46 Jahre, Eigentümerin
„Eine App, die mir sagt, wann Dinge ersetzt werden müssen.“
Großbritannien – Mann, 37 Jahre, Mieter
„Ich fände eine Fern­bedienungs-App hilf­reich, die ich zum Bei­spiel selber auf meine Elektro­geräte zu Hause anpassen kann.“
Großbritannien – Frau, 55 Jahre, Eigentümerin
„Eine All-in-one-App, über die man nicht nur suchen, sondern selber auch Dienst­leistung­en an­biet­en kann.“
Deutschland – Mann, 35 Jahre, Mieter
„Einkaufshilfen, Fahrdienste, Hundesitter, Pflege und Hilfe für ältere Personen.“
Deutschland – Frau, 58 Jahre, Mieterin
„Eine App, mit der man in einem Supermarkt einkaufen kann. Der Markt bringt die ausgewählten Produkte an festen Tagen zu Hause vorbei oder hinterlegt sie. Man spart viel Zeit und es ist umweltfreundlich, weil nicht jeder Haushalt mit dem Auto einkaufen fährt.“
Niederlande – Mann, 42 Jahre, Eigentümer